Gesundheitsrisiko: Mikroplastik in unserer Ernährung und Körperpflege?

Winzige Plastikpartikel sind nicht nur in Kosmetikartikeln, sondern auch in Lebensmitteln Fisch, Honig, Bier oder Mineralwasser zu finden. Im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL) wird seit Ende 2015 in einer Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster an der Thematik Mikroplastik in unserem Alltag geforscht. Die Ergebnisse zeigen, wie weitreichend der Einfluss ist und welche gesundheitlichen Risken damit einhergehen.[1] 

Primäre und sekundäre Mikroplastik in unserer Umwelt

Unsere Gebrauchsgegenstände sind voller Plastik aber auch die Verpackungsindustrie setzt insbesondere bei Einwegprodukten auf das flexible Material. Die folgenden Grafiken veranschaulichen neben der globalen Plastikproduktion, den Plastikmüll der größten Konsumgüterkonzerne und zeigt, wofür wir Plastik brauchen. In der dritten Grafik ist unschwer zu erkennen, dass die größte Menge den Verpackungen zugeordnet werden kann.  Diesen Umstand können wir als Konsumenten sofort beeinflussen!

 

Quelle: PLASTIKATLAS 2019 - Kooperationsprojekt von
Heinrich-Böll-Stiftung sowie Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Gleichzeitig wachsen die Müllberge und es gelangen jährlich allein zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen in die Ozeane. Wird dieser Entwicklung nicht entgegengewirkt, erhöht sich die Mengen an Plastik bis 2025 um den Faktor 10.[2] Denn unter naturbedingten Umständen bauen sich Kunststoffe nur extrem langsam ab. Wenn sie systematisch zerfallen, entstehen sogenannte kleinste Polymere mit einer Größe zwischen 5mm und 1 µm. In diesem Zusammenhang sprechen Experten auch von sekundärem Mikroplastik.

Im Meer aber auch in allen Fließgewässern und Seen bewegen sich so unzählige Mikroplastikpartikel, die über den Nahrungskreislauf letztendlich in unserem Körper landen.

Hinzu kommen der Abrieb von Reifen, Kleidung aus Kunststoff oder Heimtextilien aus Polyester, Polyethylen und Elasthan sowie Kosmetikartikel wie Duschgel, Peelings, Zahnpasta mit winzigen Kunststoffpartikeln. Sogar in Lacken und Farben kommen Plastikpartikel zum Einsatz. Die Herstellung all dieser Alltagsprodukte wird auch unter der Bezeichnung primäre Mikroplastik zusammengefasst.[3]

Mehr dazu lesen Sie auch in unserem Artikel:

Zeitbombe Plastik: Plastikmüll wird in Deutschland nur zu 16 % (größtenteils Verpackungen) recycelt

Es gelangen immer mehr winzige Plastikteilchen insbesondere über primäre Mikroplastik aus Kosmetik sowie sekundärer Plastik aus Textilien unter anderem über das Abwasser in die Umwelt. Die winzigen Partikel bewegen sich über die Abwasserentsorgung in die Kanalisation und können von Kläranlagen nur teilweise herausgefiltert werden. Ein Großteil hingegen wird über Klärschlämme auf unsere Felder ausgetragen und gelangt so in landwirtschaftlich genutzte Böden. Neben der Verteilung des Mikroplastiks über Wasser und Böden ist auch eine Verteilung über die Luft möglich.[4]

Gesundheitliche Gefahren mit weitreichenden Folgen

Über konkrete Anteile von Mikroplastik in unserer Ernährung existieren bislang nur wenige Daten. Der Nachweis war bislang in Fischen[5] möglich, Mikroplastik ist ebenso beispielsweise in Muscheln[6] oder Meersalz[7] enthalten. Aber auch Lebensmittel wie Honig, Bier oder Zucker[8] weisen eine „Grundkontamination“ mit winzigen Plastikteilchen auf.

Welche Belastung an Mikroplastik dabei einen üblichen Haushalt betrifft, verdeutlicht eine Studie von Catarino und Kollegen[9]. Über das Verfahren wurden 114 Mikroplastikpartikel pro Mahlzeit nachgewiesen, hochgerechnet auf das gesamte Jahr bedeutete das rund 13 731 bis 68 415 Partikel.

Eine fundierte Analyse der gesundheitlichen Risiken durch das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es nicht.[10] Letztendlich verweisen alle zuständigen Institutionen immer auf den Sachverhalt, dass es noch zu wenig aussagekräftige Daten gibt. Wir finden, dass die bereits vorhandenen Daten ein sehr klares Bild von den ökologischen und gesundheitlichen Langzeitfolgen liefern.

Basierend auf der lückenhaften Datenlage wurde u.a. das Projekt „Mikroplastik in Lebensmitteln, Futtermitteln und Kosmetika“ am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL) in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster realisiert.

Ein Verfahren wurde zur Bestimmung von Mikroplastik in Mineralwasser entwickelt basierend auf dem hohen Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland.

 Quelle: VDM Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V. 2019

In der Studie wurden 38 Mineralwässer in Einweg- und Mehrweg-PET-Flaschen, in Glasflaschen und in Getränkepackungen untersucht. Dabei wurden Mineralwässer aus 22 verschiedenen Mehrwegflaschen und Einwegflaschen aus PET, 3 Getränkekartons sowie 9 verschiedenen Glasflaschen unter die Lupe genommen. In allen Verpackungsarten befand sich Mikroplastik im kleinen (50-500 µm) und sehr kleinen (1-50 µm) Größenbereich! Etwa 80 % der Teilchen zählen zu den kleinsten untersuchten Größenbereich von 5-20 µm. Besonders gravierend sind die Konzentrationen in den Mehrwegflaschen (siehe Grafik).

 

Quelle: Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe

 

Mehr über die Thematik lesen Sie auch in unseren weiteren Blogbeiträgen:

 

Mikroplastik in Plastikflaschen

Mikroplastik in unserem Trink- und Mineralwasser?

Chemikalien & Wasserkreislauf: Errungenschaft mit unkalkulierbarem Risiko?

Neue Erkenntnisse zur Belastung unseres Trinkwassers durch Nanopartikel

Mineralwasser-Test 2019: Mineralwasser mit Uran, Arsen, Pestiziden und Mikroplastik belastet

Eine Reihe neuer Studien belegen die weitreichenden Folgen auf unsere Gesundheit, denn unser Körper ist nicht in der Lage die winzigen Partikel vollständig über Urin oder den Kot auszuleiten. So bleiben kleinste Plastikfragmente in unserem Organismus, die sich im Zeitverlauf zersetzen, noch kleiner werden und physikalische Vorgänge triggern. Es kommt zu einer Anreicherung in den Zellen sowie massiven Hormonaktivitäten durch sogenannte Endokrine Disruptoren (hormon-wirksame Substanzen) beim Zerfall der jeweiligen Moleküle. Des Weiteren können sich an die kleinen Partikel Umweltgifte und alle weiteren Arten von Toxinen und oder mikrobiologische Erreger (Bakterien, Viren, Pilze usw.) anheften und die Mikro- und Nanoplastikteilchen als Transportmedium nutzen. 

Quelle: PLASTIKATLAS 2019 - Kooperationsprojekt von
Heinrich-Böll-Stiftung sowie Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Mehr zum Thema Mikroplastik in unserem Körper sowie die daraus resultierenden Zellschäden lesen Sie in folgenden Blogbeiträgen.

Schädigt Mikroplastik unsere Zellen?

Winzige Plastikteilchen in menschlicher Plazenta?

Unser Fazit: Mikroplastik ist überall. Wir selbst müssen Sorge dafür tragen, dass wir nicht nur die Reduktion von Plastik in der Umwelt unterstützen, sondern im Alltag so wenig wie möglich Plastikteilchen über die Nahrung und das Trinkwasser aufnehmen. Unsere mehrstufigen Wasserfiltersysteme helfen Ihnen dabei, reinstes Trinkwasser ohne Mikroplastik oder andere gesundheitsgefährdenden Substanzen zu genießen.

 

 



[1] Vgl. Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe: "Untersuchung von Mikroplastik in Lebensmitteln und Kosmetika", https://www.cvua-mel.de/index.php/aktuell/138-untersuchung-von-mikroplastik-in-lebensmitteln-und-kosmetika

[2] Vgl. Jambeck, J.R.; Geyer, R.; Wilcox, C.; Siegler, T.R.; Perryman, M.; Andrady, A.; Narayan, R.; Law, K.L. Plastic waste inputs from land into the ocean. Science 2015, 347, 768–771.

[3] Vgl. D. Miklos, N. Obermaier, M. Jekel. Mikroplastik: Entwicklung eines Umweltbewertungskonzepts, Erste Überlegungen zur Relevanz von synthetischen Polymeren in der Umwelt; 2016. Available online: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/mikroplastik-entwicklung-eines.

[4] Vgl. Dris, R.; Gasperi, J.; Saad, M.; Mirande, C.; Tassin, B. Synthetic fibers in atmospheric fallout: A source of microplastics in the environment? Marine Pollution Bulletin 2016, 104, 290–293.

[5] Vgl. Wieczorek, A.M.; Morrison, L.; Croot, P.L.; Allcock, A.L.;Rochman, C.M.; Tahir, A.; Williams, S.L.; Baxa, D.V.; Lam, R.; Miller, J.T.; Teh, F.-C.; Werorilangi, S.; Teh, S.J. Anthropogenic debris in seafood: Plastic debris and fibers from textiles in fish and bivalves sold for human consumption. Sci. Rep. 2015, 5, 14340.

[6] Vgl. van Cauwenberghe, L.; Claessens, M.; Vandegehuchte, M.B.; Janssen, C.R. Microplastics are taken up by mussels (Mytilus edulis) and lugworms (Arenicola marina) living in natural habitats. Environmental pollution (Barking, Essex : 1987) 2015, 199, 10–17.

[7] Vgl. Yang, D.; Shi, H.; Li, L.; Li, J.; Jabeen, K.; Kolandhasamy, P. Microplastic Pollution in Table Salts from China: Environmental Science & Technology. Environ. Sci. Technol. 2015, 49, 13622–13627.

[8] Vgl. Liebezeit, G.; Liebezeit, E. Non-pollen particulates in honey and sugar. Food Additives & Contaminants: Part A 2013, 30, 2136–2140.sowie Liebezeit, G.; Liebezeit, E. Synthetic particles as contaminants in German beers. Food Additives & Contaminants: Part A 2014, 31, 1574–1578.

[9] Vgl. Catarino, A.I.; Macchia, V.; Sanderson, W.G.; Thompson, R.C.; Henry, T.B. Low levels of microplastics (MP) in wild mussels indicate that MP ingestion by humans is minimal compared to exposure via household fibres fallout during a meal. Environmental pollution (Barking, Essex : 1987) 2018, 237, 675–684.

[10] Vgl. Bundesinstitut für Risikobewertung. Mikroplastikpartikel in Lebensmitteln: Stellungnahme Nr. 013/2015 des BfR vom 30 Stellungnahme Nr. 013/2015 des BfR vom 30. April 2015.

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