Nur wenige Dutzend der mehreren tausend vorhandenen Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) werden derzeit mittels konventioneller Zielanalyse überwacht. Eine neue Nachweismethode des Helmholtz-Zentrum Hereon zeigt überraschend viele der Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen in den untersuchten deutschen sowie chinesischen Flüssen und macht deutlich, dass wir bislang erst die Spitze des Eisbergs kennen und das nach dem Verbot von Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA) zum Einsatz kommende Ersatzstoffe genauso problematisch sind.[1] Darüber hinaus sind selbst modernste Klärwerke nicht in der Lage, alles zu filtern.[2] Welche Folgen hat das für unser Trinkwasser?
Studie des Helmholtz-Zentrum Hereon
Die Studie des Helmholtz-Zentrum Hereon wurde in einem Fachartikel der Environmental Science & Technology veröffentlicht und verwendete verdächtiges Screening, um Muster von neu auftretenden und neuartigen PFAS in deutschem und chinesischem Flusswasser zu untersuchen, das von industriellen Chemikalien betroffen ist. Insgesamt wurden 86 PFAS (vorläufig) in Deutschland und China identifiziert und in 18 Strukturkategorien gruppiert.
PFAS - Per- und polyfluorierte Chemikalien
Schon seit den 1940ern werden in vielen unserer alltäglichen Produkte, wie Kleidung Verpackungen, Kosmetikartikel und Medizin PFAS verarbeitet. Dabei werden sie für Ihre Stabilität und Schmutz- sowie Wasserabweisung geschätzt. Möglich wird dies durch die darin enthaltenen Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen. Während die Industrie von diesen Verbindungen profitiert, belasten PFAs zunehmend die Umwelt, denn sie bauen sich kaum ab und haben nachgewiesen sogar in unserem Organismus eine Halbwertszeit von 9 Jahren.
Das große Problem dabei nicht nur in der Umwelt sind die PFAS überall zu finden, sondern auch unser Körper ist zunehmend damit belastet mit weitreichenden Folgen. Insbesondere im Hinblick auf das mit den PFAS in Verbindung stehen Risiko an Krebs zu erkranken.
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Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) – auch im Wasser angekommen
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Inwieweit werden PFAs kontrolliert?
Offiziell wird regelmäßig davon gesprochen, wie unter anderem unser Wasser mit klassischen Methoden im Labor auf bedenkliche Inhaltsstoffe hin untersucht wird.
Allerdings müssen diese bereits bekannt sein und Vergleichsmuster existieren. Die Industrie hingegen legt in vielen Fällen überhaupt nicht offen, welche PFAs zum Einsatz kommen. So bleibt oft vollkommen unklar, welche Chemikalien tatsächlich ihren Weg in unsere Umwelt finden.
Dr.Hanna Joerss vom Helmholtz-Zentrum Hereon für Umweltchemie bestätigt im Rahmen der Studie: „Bis vor Kurzem mussten wir im Vorfeld genau wissen, welche Stoffe wir nachweisen wollen. Wir haben nun eine neue Methode eingesetzt, die auch das sogenannte Dark Matter, also die unbekannten Substanzen in den Proben, aufzeigt“. Dafür entnahmen sie zunächst Wasserproben aus deutschen und chinesischen Flüssen in der Nähe von Industriestandorten. Unter anderem mithilfe der hochauflösenden Massenspektrometrie konnten sie über die Bestimmung der Masse schließlich alle in den Proben befindlichen chemischen Verbindungen identifizieren und quantifizieren.“
Toxische Ersatzstoffe wie HFPO-DA
Die meisten fluorierten Kohlenwasserstoffe konnte das Expertenteam um Joerss im Fluss Xiaoqing mit 63 PFAS und im bayrischen Fluss Alz mit 56 PFAS belegen. Im Ergebnis wurden in der Untersuchung 86 PFAS identifiziert, nur rund 30 davon werden in Labors überhaupt im Wasser analysiert.
Zwar sind weltweit Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA) heute verboten, jedoch werden Ersatzsubstanzen wie unter anderem Hexafluorpropylenoxid-Dimersäure (HFPO-DA) verarbeitet, die auch als „regrettable substitutes“ bezeichnet werden und deren toxische Auswirkungen auf Mensch und Umwelt erst in aufwendigen Studien nachgewiesen werden müssen. So kann es Jahrzehnte dauern, bis diese überhaupt untersucht, reguliert oder verboten werden.
Klärwerke filtern nicht alles
Im Rahmen einer neuen Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag und der ETH Zürich[3] wurden 11 Klärwerke ausgewählt, die entweder über fortschrittliche Behandlungsmethoden für Industrieabwässer verfügen und sich auch auf synthetische organische Verbindungen fokussieren oder als mechanische und biologische Standardkläranlagen für häusliche und industrielle Abwässer fungieren.
Über mehrere Monate wurden täglich Wasserproben entnommen und mit Hilfe des Verfahrens der hochauflösenden Massenspektrometrie überwacht. Damit lässt sich die gesamte Anzahl aller vorhandenen Substanzen im Wasser und deren Spitzenzeiten beobachten.
Erwartungsgemäß enthielt das Industrieabwasser einen höheren Anteil an synthetisch organischen Verbindungen und war bis zu 15-mal vielfältiger als die des häuslichen Abwassers. Darüber hinaus wurde jedoch auch eine Vielzahl an nicht identifizierbaren Chemikalien ausfindig gemacht, die in Spitze Werte bis zu 70.000 erreichten, die weit über die Standardliste von Zielschadstoffen hinausgeht und somit unerkannt bleibt und nicht herausgefiltert werden
Eigenverantwortung übernehmen
Solange unklar bleibt, welche PFAS überhaupt in welchen Mengen in unsere Umwelt und in unser Trinkwasser gelangen und Klärwerke nicht in der Lage sind, alle herauszufiltern, ist es besonders wichtig selbst Verantwortung zu übernehmen. Unsere Wasserfiltersysteme garantieren Ihnen dank mehrstufiger Molekularfilterung reinstes Trinkwasser, frei von toxischen PFAs und anderen Schadstoffen.
[1] Vgl: Joerss, Menger, Tang: "Beyond the Tip of the Iceberg: Suspect Screening Reveals Point Source-Specific Patterns of Emerging and Novel Per- and Polyfluoroalkyl Substances in German and Chinese Rivers" https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.est.1c07987, 2022
[2] Anliker, S.; Santiago, S.; Fenner, K.; Singer, H. (2022) Large-scale assessment of organic contaminant emissions from chemical and pharmaceutical manufacturing into Swiss surface waters, Water Research, 215, 118221 (10 pp.), doi:10.1016/j.watres.2022.118221
[3] Vgl. ScienceDirect: A. Anliker, S. Santiago: "Large-scale assessment of organic contaminant emissions from chemical and pharmaceutical manufacturing into Swiss surface waters",https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135422001841?via%3Dihub, 2022