PFC´s im Leitungswasser

Der Begriff PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien, von denen es heute mehr als 5000 Varianten gibt, darunter beispielsweise PFOA, PFOS, PFPA. Immer häufiger kommt es zu Verunreinigungen von Leitungswasser durch PFC wie zum Beispiel im Raum Rauental sowie Murgtal. Dabei gehen die Meinungen der Experten bei der Risikoeinschätzung weit auseinander. Die Stadtwerke Rastatt im Murgtal stellten jedoch aufgrund der hohen Belastung mit PFC und der unklaren Gefahrensituation kostenfreies Mineralwasser für Haushalte bereit. Zurück bleiben verunsicherte Verbraucher …

PFC in unserem Wasser

Die Problematik ist lange bekannt. Bereits seit den 1940er Jahren kommen immer mehr der Chemikalien, die aufgrund ihrer schmutz- und wasserabweisenden Effekte in Industrieländern zum Einsatz kommen, in die Umwelt. Die folgende Grafik zeigt die Verwendung von PFCs in unserem Alltag.

 

Quelle: Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/stoffgruppen/per-polyfluorierte-chemikalien-pfc#textpart-1

In der Praxis gelangt jedes irgendwann in der Vergangenheit produzierte PFC Molekül in unsere Natur.

Experten gehen davon aus, dass PFCs unserem Organismus schaden und unter Verdacht stehen Auslöser von Krebs oder Fehlbildungen bei Neugeborenen zu sein. Doch an vielen Stellen ist noch vollkommen unklar, welche Spurenstoffe unser Wasser überhaupt enthält: Neuartige und teilweise noch unbekannte Spurenstoffe im Wasser

Lesen Sie mehr über das Thema in unserem Blog: Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) im Wasser 

Wie gelangen die PFCs ins Grundwasser?

Bereits 2012 wurde beispielsweise durch die Rastatter Stadtwerke im Rauental bekannt, dass es zu Verunreinigungen des Trinkwassers mit PFC gekommen ist. Über mit PFC verseuchten Kompost gelangten hier die Chemikalien wohl zunächst auf die Äcker der Region, verseuchten aber großflächig das Grundwasser. Die PFCs verteilen sich und erreichen mittlerweile auch Tiefbrunnen.[1]

Die Ursachen für die PFC Verunreinigungen sind jedoch vielfältiger. Beispielsweise trägt die Bundeswehr mit gesundheitsschädlichem Löschschaum an zahlreichen Standorten zu einer Kontamination mit PFC bei. Auf dem Flugplatz Ingolstadt-Manching der Bundeswehr und umliegenden Gelände sind die Grenzwerte für PFCs im Grundwasser teilweise um das 400-fache überschritten.[2] Das folgende Video zeigt das ganze Ausmaß der Nutzung, da die Chemikalien praktisch als nicht abbaubar für die Umwelt gelten:

 

PFC Aufnahme über Nahrung und Luft

Der BUND für Umwelt und Naturschutz macht in einer Studie klar, wie umfassend die PFC Belastungsquellen für uns Menschen sein können: „Abhängig etwa von den Verzehrgewohnheiten, können hoch belastete Lebensmittel beträchtliche Belastungen hervorrufen. Für PFOS und sehr langkettige organische Fluorverbindungen (PFC) stellen der Fleisch- und Fischkonsum mit Abstand die wichtigste Quelle dar, allerdings scheint dies unter bestimmten Bedingungen auch für kurzkettige PFC möglich zu sein, wie die Anreicherung kurzkettiger PFC in Schweinen zeigt. Sowohl für PFOA als auch insbesondere für die kurzkettigen PFC spielen auch pflanzliche Lebensmittel sowie Trinkwasser eine Rolle. Darüber hinaus sind sowohl lang- als auch kurzkettige PFC bei der Aufnahme von Hausstaub über die Atmung von Bedeutung.“[3]

PFC befinden sich heute praktisch überall im Blut, in Honig, im Grundwasser. Die Belastung mit PFC trifft schon die Jüngsten. Die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen 2014-2017 zeigte beispielsweise, dass bereits fast alle Kinder mit Weichmachern und PFOA belastet sind.[4]

Das folgende Video verdeutlicht das Problem und die Tatsache, dass der Aufwand, die giftigen Chemikalien aus den Böden zu entfernen, unseren Behörden zu groß ist.

 

 

Studien machen Langzeitfolgen von PFC deutlich

Bereits seit 2000 wissen Experten, dass PFC bei Ratten zu Krebs in Leber, Hoden oder Pankreas führen können. Darüber hinaus wurden bei den auf PFC untersuchten Tieren Immunschwäche, neurologische Veränderungen, Fettleibigkeit und Verzögerung der Brustdrüsenentwicklung belegt. Studien mit Mäusen zeigten darüber hinaus, dass die Nachkommen von PFC kontaminierten Muttertieren unter geringem Geburtsgewicht, Problemen der Knochen sowie schneller Geschlechtsreife leiden.[5]

PFC besitzen eine Reihe von höchst besorgniserregenden Eigenschaften, wie folgende Grafik zeigt:

 

Quelle: Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/stoffe-ihre-eigenschaften/stoffgruppen/per-polyfluorierte-chemikalien-pfc/besorgniserregende-eigenschaften-von-pfc

PFC Skandal Rastatt

Die Region Rastatt und das Thema PFC gelten aktuell als einer der größten Umweltskandale in Deutschland. Bereits seit rund 20 Jahren wird dort der Boden mit PFC verseucht und es herrschen Unklarheit und viele offene Fragen. Das Ausmaß wird erst nach und nach deutlich, denn PFC findet sich längst nicht mehr nur im Boden und im Grundwasser, sondern auch in teilweise hohen Konzentrationen im Blut der Bevölkerung![6]

PFC Gefahr unterschätzt

Es mangelt nicht nur an festen Grenzwerten für PFCs. Experten sind sich auch vollkommen uneins darüber, wie hoch die Gefahr ist, die von PFCs ausgeht. Dies zeigt das Beispiel einer PFC Verseuchung des Trinkwassers im Murgtal. Nachdem das Gesundheitsamt insbesondere für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder in Förch, Kuppenheim, Gernsbach und Gaggenau-Selbach empfohlen hatte, kein Wasser aus dem Hahn zu trinken, sprach sich der Wasserversorgungsverband Vorderes Murgtal für eine Unbedenklichkeit aus, obwohl das Leitungswasser des Versorgungsverbands Vorderes Murgtal für die Verbindung PFOA einen Wert von 0,052 Mikrogramm pro Liter aufwies. Das Umweltbundesamt senkte den Leitwert für PFOA jedoch von 0,1 auf 0,05 Mikrogramm. Aus diesem Grund sprachen sich auch Gesundheits- und  Landratsamt dafür aus, dass Risikogruppen wie Schwanger und Kinder das Wasser weder trinken, noch zum Kochen verwenden sollen.[7]

Im gesamten bayrischen Raum konnten Experten mittlerweile Kontaminationen mit PFC nachweisen. Ein Beispiel ist der Landkreis Altötting, in dem viele Menschen über Jahre hinweg mit per- und polyfluorierte Chemikalien belastet Trinkwasser aus der Leitung konsumiert haben. Ursache war hier unter anderem ein Chemiepark, der bis 2008 die Chemikalien einsetzte. Blutuntersuchungen konnten belegen, dass die Menschen im Landkreis bis zu zwanzigfach höhere Konzentrationen von Perfluoroctansäure, kurz PFOA, im Körper aufweisen. Unklar bleiben die konkreten Auswirkungen auch im Zusammenhang mit der Muttermilch, die ebenfalls bereits Säuglingen einen hohen PFOA Anteil zuführen könnte.[8] 

PFC Verunreinigung – Ausmaß unbekannt

Nicht nur in Bayern oder  im Landkreis Rastatt ist das vollständige Ausmaß der Verunreinigung mit PFC in Böden und Grundwasser bislang noch vollkommen unbekannt. Der Landkreis Rastatt will zunächst bis 2021 genauer ermitteln, welche Flächen in Mittelbaden wie stark mit per- und polyfluorierten Chemikalien verseucht sind. Bereits rund 1750 Hektar der untersuchten Äcker, von denen 877 Hektar mit PFC belastet waren, könnten nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Der Bedarf an entsprechenden Untersuchungen ist enorm und es fehlen bislang gesetzliche Grenzwerte für PFCs im Trinkwasser.[9]

Fazit

In unserm Wasser finden sich zahlreiche Stoffe, die weder untersucht noch mit Grenzwerten versehen sind. Mehr dazu erfahren Sie auch in unserem Blogbeitrag Chemiekeule in unserem täglichen Trinkwasser? Solange es keine verlässlichen Untersuchungen und Grenzwerte für Chemikalien in unserem Wasser gibt, bleibt Verbrauchern nur die Eigenverantwortung für sauberes Wasser zu übernehmen. Informieren Sie sich über die Möglichkeiten zur Filterung von Wasser.

 


[1] Vgl.: Badische Neuste Nachrichten "PFC in Trinkwasser und Lebensmitteln: Wie die wichtigsten Ressourcen der Natur vergiftet wurden", https://bnn.de/magazin/pfc-das-gift-in-uns/pfc-in-trinkwasser-und-lebensmitteln-wie-die-wichtigsten-ressourcen-der-natur-vergiftet-wurden, 2019

[2] Vgl.: Tagesschau: "Schleichendes Gift Das PFC-Problem der Bundeswehr", https://www.tagesschau.de/investigativ/report-muenchen/bundeswehr-pfc-101.html 2019

[3] Vgl.: Studie BUND für Umwelt und Naturschutz: "Praktisch, langlebig und giftig", https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/fluor_studie.pdf, S.55 ff. 2019

[4] Vgl. Spiegel: "Umweltbundesamt fast alle Kinder sind mit Weichmachern belastet", https://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/weichmacher-und-pfoa-fast-alle-kinder-mit-gesundheitskritischen-chemikalien-belastet-a-1286708.html, 2019

[5] Vgl.: Spektrum "Vorsicht, Trinkwasser!", https://www.spektrum.de/news/wie-gefaehrlich-sind-pfc-im-trinkwasser/1483181, 2017

[6] Vgl. Vgl.: Badische Neuste Nachrichten "Chemie im badischen Boden: Zwanzig Jahre PFC und viele offene Fragen", https://bnn.de/magazin/pfc-das-gift-in-uns/chemie-im-badischen-boden-zwanzig-jahre-pfc-und-viele-offene-fragen, 2019

[7] Vgl. Vgl.: Badische Neuste Nachrichten "PFC-Skandal erreicht eine neue Dimension – Rastatter Stadtwerke verteilen kostenloses Mineralwasser", https://bnn.de/lokales/rastatt/pfc-skandal-erreicht-eine-neue-dimension-rastatter-stadtwerke-verteilen-kostenloses-mineralwasser, 2019

[8] Vgl. BR: "Gifte in der Nahrungskette: Chemie-Altlasten in Bayern" https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/kontrovers/bayernweite-belastung-gefaehrliche-chemikalien-im-trinkwasser-100.html und https://www.br.de/nachrichten/bayern/gifte-in-der-nahrungskette-chemie-altlasten-in-bayern,RkS7wMp, 2019

[9] Vgl.: Badische Neuste Nachrichten "Landkreis Rastatt will bis Ende 2021 gesamtes Ausmaß der PFC-Belastungen kennen", https://bnn.de/lokales/rastatt/landkreis-rastatt-will-bis-ende-2021-gesamtes-ausmass-der-pfc-belastungen-kennen, 2019

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