Grundwasserschadstoffe in Cottbus: Jahrzehntelange Umweltbelastung sorgt für Ausweitung des Nutzungsverbots
In Cottbus spitzt sich die Lage rund um eine seit Jahren bekannte Altlast im Grundwasser weiter zu. Eine sich ausbreitende Schadstofffahne, verursacht durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW), führt nun zu einer Ausweitung des bestehenden Grundwassernutzungsverbots durch die Stadt.[1] Die betroffenen Gebiete umfassen künftig auch die Kleingartenanlagen Friedensruh und Alt-Ströbitz im Stadtteil Ströbitz. Der Grund: Eine gesundheitsgefährdende Kontamination des Grundwassers, die ihren Ursprung in einem ehemaligen Chemiehandelsbetrieb hat.[2]
Schadstofffahne breitet sich in Cottbus aus. Vorläufige Verbotskarte ab 18.05.2025; Quelle: Stadt Cottbus
Hintergrund: Altlast aus der Parzellenstraße
Zwischen 1954 und 1997 wurden auf dem Gelände der Potsdamer Chemiehandelsgesellschaft mbH (PCH) in der Parzellenstraße Chemikalien wie Ammoniakwasser, Lösungsmittel und vor allem LCKW verarbeitet und gelagert. Viele dieser Stoffe gelangten damals ungefiltert in den Boden, in die ungesättigte Bodenzone, Bodenluft und das Grundwasser – ein Umweltproblem mit enormer Langzeitwirkung.
Die Schadstofffahne, die sich über die Jahrzehnte entlang der natürlichen Grundwasserfließrichtung westlich bis nordwestlich in Richtung Stadtring und Ströbitz ausgebreitet hat, wird seit Jahren intensiv überwacht. Dennoch zeigt sich nun, dass die bereits getroffenen Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen.
Was bedeutet das Grundwassernutzungsverbot konkret?
Wie die Stadt Cottbus mitteilte, wird ab17. Mai 2025 eine neue Allgemeinverfügung im Amtsblatt veröffentlicht, die am folgenden Tag in Kraft tritt. Diese verbietet:
- Entnahme von Grundwasser aus privaten oder öffentlichen Brunnen
- Errichtung neuer Bohrungen oder Erdwärmesonden
- Betrieb bereits bestehender Garten- und Brauchwasserbrunnen
Stephan Böttcher, Fachbereichsleiter für Umwelt und Natur erklärt die Lage gegenüber Niederlausitz Aktuell: „Expertenmeinungen sagen, es wird noch über 100 Jahre so erfolgen… Eine Nutzung für Verzehr oder Pool sollte ausbleiben. Das Verbot zur Grundwassernutzung wird so lange bestehen, bis es irgendwann Lösungen gibt.“[3]
Ziel sei es, jede Nutzung von kontaminiertem Wasser auszuschließen – ganz gleich ob für Bewässerung, für Pools oder Reinigungszwecke. Die Maßnahme soll nicht nur Gesundheitsrisiken verhindern, sondern auch die weitere Verlagerung der Schadstoffe durch menschliche Eingriffe unterbinden.
Quelle: Niederlausitz-aktuell: Cottbus | Wegen Schadstofffahne: Grundwassernutzung in Cottbus-Ströbitz ab Mitte Mai untersagt - YouTube, 2025
Belastung ist massiv – und langwierig
Die Kontaminationsfahne ist mehrere Kilometer lang und dehnt sich bis in die besiedelten Bereiche von Ströbitz aus. Im Grundwassermonitoring wurde festgestellt, dass die Grenzwerte für LCKW zum Teil deutlich überschritten sind.
Dabei handelt es sich um besonders gefährliche Stoffe:
- Krebserregend
- Erbgutverändernd
- Aufnahme über Haut, Atmung und insbesondere den Mund möglich[4]
Warum ist die Sanierung so schwierig?
Die Stadt Cottbus betreibt bereits seit 2003 eine Grundwasser-Sanierungsanlage und seit 2005 zusätzlich eine Bodenluftsanierung. Zahlreiche Maßnahmen wie:
- 55 Airspargingbrunnen
- 22 Multiphasenbrunnen
- 20 Brunnen für die in-situ chemische Oxidation
- Hydraulische Sicherungsmaßnahmen
- 700 Meter Leitungsgräben
...haben dazu beigetragen, bislang über 16,9 Tonnen Schadstoffe zu entfernen.
Dennoch bleibt eine bittere Wahrheit bestehen:
„Die Sanierung der Kontaminationsfahne ist nicht finanzierbar.“ äußert sich die Stadt Cottbus in einem Statement gegenüber Niederlausitz Aktuell
Die Sanierungskosten belaufen sich bisher auf über 18 Millionen Euro – mit geschätzten Gesamtkosten von etwa 26 Millionen Euro, wovon das Land Brandenburg 90 Prozent trägt.[5]
Wer ist betroffen – und wie wird informiert?
Kleingärtner und Anwohner der betroffenen Anlagen sollen durch gezielte Kommunikation rechtzeitig in die Lage versetzt werden, sich auf die Einschränkungen vorzubereiten. Die Stadt ist dazu im engen Austausch mit den jeweiligen Gartenvereinsvorständen und dem Kreisverband der Kleingärtner.
Auch Ausnahmeregelungen sollen möglich sein – allerdings nur nach Einzelfallprüfung und Antrag.
Die Stadt kündigte an, parallel an alternativen Wasserlösungen zu arbeiten – etwa einer Notversorgung mit Brauch- oder Trinkwasser. Dies sei jedoch nicht kurzfristig realisierbar und hänge vom Zusammenspiel mehrerer Akteure ab.
Weitere Wasser-Belastungen in Cottbus
In der Vergangenheit wurde bereits in der Peitzer Straße mit der Sanierung der Altlasten auf dem Gelände der ehemaligen Teerpappenfabrik begonnen. Im Boden fanden sich vor allem folgende Schadstoffgruppen:
- PAK (z. B. Benzo[a]pyren)
- Teeröle (komplexe aromatische Kohlenwasserstoffe)
- Phenole
- VOC (Benzol, Toluol & Co.)
In der ersten Phase waren die unterirdischen Teergruben und Betonfundamente rückgebaut worden, um die dort angereicherten Schadstoffe zu entfernen. Die kontaminierten Abbruchmassen wurden abtransportiert. Anschließend war die zweite Sanierungsstufe geplant, nach deren Abschluss das Areal in eine öffentliche Parklandschaft umgewandelt werden soll.
Quelle: Niederlausitz-aktuell: Cottbus | Altlastensanierung an alter Teerpappenfabrik gestartet, 2025
Flächendeckendes Problem: Bodenkontamination ist keine Cottbuser Ausnahme
Die Altlastenproblematik betrifft viele Regionen Deutschlands. Die ARD-Doku „Vergifteter Boden, verseuchtes Wasser“ zeigt erschreckend deutlich, wie flächendeckend und generationenübergreifend Boden- und Wasserverseuchungen durch Industriechemikalien bis heute wirken:
Zur ARD-Mediathek: Vergifteter Boden – Exakt die Story
Die Reportage macht deutlich: Cottbus ist kein Einzelfall, sondern ein weiterer Punkt auf einer langen Liste unzureichend sanierter Chemie-Altlasten in Deutschland.
Fazit und Ausblick Grundwasser
Auch wenn die Stadt Cottbus nach heutigem Kenntnisstand davon ausgeht, dass das Trinkwasser noch nicht von den Grundwasserkontaminationen betroffen ist, zeigen die Altlasten, wie eng Boden‑, Grundwasser‑ und Bodenluftqualität verzahnt sind.
Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) aus dem einstigen Chemiehandel haben eine rund vier Kilometer lange Schadstofffahne gebildet. Es ist nicht absehbar, wann die Fahne endgültig zurückgedrängt werden kann – Experten gehen von Zeiträumen im Jahrhundertmaßstab aus.
Langfristiges Monitoring wird ebenso nötig bleiben wie flexible technische Lösungen, um erneuten Schadstoffeinträgen vorzubeugen. Verbraucher sollten auf Nummer sicher gehen und sich eigenverantwortlich mit einer mehrstufigen, molekularen Filterung gegen Spuren‑ und Schadstoffe wappnen.
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[1] Vgl. Lausitzer Rundschau: "Altlast vom Chemiehandel wandert weiter – Sperrung von Brunnen" https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/grundwasser-in-cottbus-altlast-vom-chemiehandel-wandert-weiter-sperrung-von-brunnen-77981269.html, 2025
[2] Vgl. Niederlausitz-aktuell: "Schädliche Altlasten im Grundwasser: Cottbus schränkt Nutzung teils ein", https://www.niederlausitz-aktuell.de/niederlausitz-aktuell/orte/cottbus/290624/schaedliche-altlasten-im-grundwasser-cottbus-schraenkt-nutzung-teils-ein.html, 2025
[3] Niederlausitz-aktuell: "Schädliche Altlasten im Grundwasser: Cottbus schränkt Nutzung teils ein", https://www.niederlausitz-aktuell.de/niederlausitz-aktuell/orte/cottbus/290624/schaedliche-altlasten-im-grundwasser-cottbus-schraenkt-nutzung-teils-ein.html, 2025
[4] Vgl. Niederlausitz-aktuell: "Schädliche Altlasten im Grundwasser: Cottbus schränkt Nutzung teils ein", https://www.niederlausitz-aktuell.de/niederlausitz-aktuell/orte/cottbus/290624/schaedliche-altlasten-im-grundwasser-cottbus-schraenkt-nutzung-teils-ein.html, 2025
[5] Vgl. Wochenkurier: "Gefahr aus dem Grundwasser", https://www.wochenkurier.info/cottbus/artikel/gefahr-aus-dem-grundwasser, 2025