Glyphosat – und die Langzeitfolgen für Umwelt, Tiere und Menschen

Aktuelle Studien zeichnen erneut ein erschreckendes Bild wie unter anderem Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln die Biodiversität bei der Entwicklung von Kaulquappen im Wasser stört und zu Veränderungen wie kleinen Hirnen, schwachen Herzen, sowie krummen Körpern führt.[1] Eine Europäische Bürgerinitiative fordert bereits seit 2017 ein Verbot von Glyphosat zum Schutz von Menschen und Umwelt vor giftigen Pestiziden.[2]In Deutschland ist trotz langjährigen Forderungen nach einem Verbot der Einsatz von Glyphosat nur eingeschränkt und soll erst Ende 2023 gänzlich verboten werden.[3]

Was ist Glyphosat?

Die Entdeckung der chemischen Substanz aus den Salzen von Phosphaten erfolgte 1950. Der US-Konzern Monsanto verwendete es ab der 1970er Jahren als Breitbandherbizid, um sämtliche Unkräuter abzutöten. Seitdem kommt es nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch im privaten Gartenbau zum Einsatz und war über viele Jahre hinweg ein Bestandteil in Pflanzenschutzmitteln.

Ist Glyphosat krebserregend?

Verschiedene Umweltorganisationen und das „Monsanto Tribunal“ (ein Zivilzusammenschluss) machten auf gesundheitliche Risiken aufmerksam bei dem in Argentinien und anderen lateinamerikanischen Ländern für den gesamten Anbau von Soja Glyphosat zum Einsatz kam. Neben Missbildungen bei Kindern traten in diesen Regionen vermehrt chronische Krankheiten und Krebs auf.

Wissenschaftliche Studien der Vergangenheit zeigten in Laborversuchen bei denen Kleinstiere mit Glyphosat in Kontakt kamen, dass sich häufigere Krebserkrankungen, kürzeren Schwangerschaftszeiten, Wirkungen auf das Hormonsystem oder Fehlbildungen zeigten.

Ein Forscherteam der Universität Ulm untersuchte, wie sich Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln auf die Embryonalentwicklung südafrikanischer Krallenfröschen auswirkt. Die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin PD Dr. Susanne Kühl erklärt passend dazu in einer Publikation im Fachmagazin Aquatic Toxicology, dass Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel Defekte im Gehirn und im Herzen von Kaulquappen auslösten, deren Schwimmfähigkeit verminderten und sie somit anfälliger für Fressfeinde machte.[4]

Bereits 2015 nahm die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) nach der Untersuchung diverser Studien zu Glyphosat eine Gefahrenanalyse vor und urteilte, dass Glyphosat für den Menschen „wahrscheinlich krebserregend“ sei.[5]

Allerdings ohne echte Konsequenzen. Der Wirkstoff ist in der Europäischen Union zunächst bis Dezember 2022 genehmigt und in Deutschland bis Dezember 2023 in Pflanzenschutzmitteln zugelassen.[6]

Gesundheitsschädliche Glyphosat Konzentrationen in Gewässern

Die Wissenschaftler der Universität Ulm fanden besonders beunruhigend an ihren Ergebnissen, dass die geprüften Konzentrationen an Glyphosat die Fehlbildungen bei Kaulquappen auslösten, so bereits in der freien Natur in kleinen stehenden Gewässern unter anderem in Brasilen nachgewiesen werden konnten. „Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Pestizide beim weltweiten Rückgang von Amphibienpopulationen durchaus eine tragende Rolle spielen könnten. Eine strikte Einhaltung und Überwachung der Grenzwerte sowie eine bessere Ausbildung von Personen, die mit solchen Pflanzenschutzmitteln arbeiten, könnten helfen, die negativen Auswirkungen von GBH zu mildern. Auch als Privatperson sollte man sich gut erkundigen, bevor man chemische Pflanzenschutzmittel im Garten ausbringt und wenn immer möglich nach Alternativen suchen“, erklärt PD Dr. Susanne Kühl. [7]

Fazit: Glyphosat aus Trinkwasser entfernen

Das Herbizid Glyphosat ist in der Umwelt weit verbreitet, jedoch nach wie vor nicht gänzlich verboten und aufgrund seiner krebserregenden Wirkung umstritten. Die Pestizide gelangen über Grundwasser, Flüsse und Seen auch in unser Trinkwasser.

Im Fachjournal Nature Sustainability veröffentlichte ein Wissenschaftlerteam der Friedrich-Alexander Universität Erlangen eine Untersuchung, wie Glyphosat leicht aus Wasser gelöst werden kann. Der beteiligte Werkstoffwissenschaftler Prof. Marcus Halik vom Interdisziplinären Zentrum für Nanostrukturierte Filme und Physiker Prof. Dirk Zahn vom Computer Chemistry Center sowie das Team von Dr. Leena Banspach vom Bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit arbeiten dabei mit der chemischen Struktur von Glyphosat.

Dessen Struktur bewirkt eine starke Wechselwirkung mit Oxiden wie Eisenoxid, also Rost. Glyphosat bindet sich aufgrund dieser Eigenschaften an Oberflächen von magnetischen Eisenoxidteilchen, die sich mit Hilfe von Magneten leicht aus dem Wasser entfernen lassen.

Möglich ist das im eigenen Haushalt auch über leistungsstarke Wasserfiltersysteme. Dadurch werden Medikamentenrückstände, Schwermetalle, Mikroorganismen aber auch Stoffe aus Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat zuverlässig herausgefiltert.

Nachfolgend noch einige Studien welche zum Nachdenken anregen:

Samsel, Anthony, and Stephanie Seneff. 2013. "Glyphosate’s Suppression of Cytochrome P450 Enzymes and Amino Acid Biosynthesis by the Gut Microbiome: Pathways to Modern Diseases" Entropy 15, no. 4: 1416-1463. https://doi.org/10.3390/e15041416

Monika Krüger, Awad Ali Shehata, Wieland Schrödl, Arne Rodloff,
Glyphosate suppresses the antagonistic effect of Enterococcus spp. on Clostridium botulinum, Anaerobe,Volume 20,2013,Pages 74-78, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1075996413000188

Shehata, A.A., Schrödl, W., Aldin, A.A. et al. The Effect of Glyphosate on Potential Pathogens and Beneficial Members of Poultry Microbiota In Vitro. Curr Microbiol 66, 350–358 (2013). https://doi.org/10.1007/s00284-012-0277-2

Aktuelle Studie zur Auswirkungen von Glyphosat auf das Mikrobiom (Darmmilieu)

„Die Soil Physics and Land Management Group (SLM) der Wageningen University (Prof. Coen Ritsema und Prof. Violette Geissen) hat zusammen mit dem Emerging Pathogens Institute der University of Florida (Prof. Ariena van Bruggen), dem Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz der Universität Kassel (Prof. Maria Finckh) und dem Department of Life and Environment Science der Hangzhou Normal University in Zhejiang (Prof. Miaomiao He) einen bemerkenswerten Übersichtsartikel veröffentlicht. Dieser Artikel zu den Auswirkungen von Glyphosat, dem Wirkstoff von Roundup, auf mikrobielle Gemeinschaften und die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen kommt gerade rechtzeitig: In diesem Jahr wird die Europäische Kommission (EC) über die mögliche Verlängerung der Zulassung von Glyphosat als Herbizid in der EU entscheiden.“

https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/meldung/2021/10/27/studie-zu-auswirkungen-von-glyphosat-auf-mikrobiome?cHash=5cdec05daad7957d51e769734dc25c4c

van Bruggen A. H. C., Finckh M. R., He M., Ritsema C. J., Harkes P., Knuth D., Geissen V., Indirect Effects of the Herbicide Glyphosate on Plant, Animal and Human Health Through its Effects on Microbial Communities,   Frontiers in Environmental Science ,9, 2021   https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fenvs.2021.763917

Diverse Forscher und Forscherinnen versuchen seit vielen Jahren die unterschiedlichen Effekte von Glyphosat zu erkunden und in einen laienverständlichen Zusammenhang zu bringen. So auch Professorin Dr. Monika Krüger, Leiterin Institut für Bakteriologie und Mykologie, Universität Leipzig.

 


[1] Vgl. Hannah Flach, Alexander Lenz, Sarah Pfeffer, Michael Kühl: "Impact of glyphosate-based herbicide on early embryonic development of the amphibian Xenopus laevis", https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35074614/, 2022

[2] Vgl. Europäische Bürgerinitiative: "Verbot von Glyphosat und Schutz von Menschen und Umwelt vor giftigen Pestiziden", https://europa.eu/citizens-initiative/ban-glyphosate-and-protect-people-and-environment-toxic-pesticides_de, Stand 2022

[3] Vgl. Ärzteblatt: "Glyphosat nur noch eingeschränkt erlaubt", https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127129/Glyphosat-nur-noch-eingeschraenkt-erlaubt, 2021

[4] Vgl. Hannah Flach, Alexander Lenz, Sarah Pfeffer, Michael Kühl: "Impact of glyphosate-based herbicide on early embryonic development of the amphibian Xenopus laevis", https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35074614/, 2022

[5] Ärztezeitung: WHO Agentur: "Glyphosat wahrscheinlich krebserregend", https://www.aerztezeitung.de/Politik/Glyphosat-wahrscheinlich-krebserregend-250536.html, 2015

[6] Vgl. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Fragen und Antworten zu Glyphosat", https://www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq-glyphosat/FAQ-glyphosat_List.html, Stand:20022

[7] Hannah Flach, Alexander Lenz, Sarah Pfeffer, Michael Kühl: "Impact of glyphosate-based herbicide on early embryonic development of the amphibian Xenopus laevis", https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35074614/, 2022

 

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